Der Fachkräftemangel im Gastgewerbe verschärft sich. Während der Corona-Krise sind etwa 162.000 Köche, Servicekräfte und Hotelfachleute in andere Branchen abgewandert. [1] Das Ergebnis: Unzählige offene Stellen und meist wenige Bewerbungen. Im Kampf um die besten Talente setzen sich die Hotels durch, die am Markt als besonders attraktive Arbeitgeber auftreten. Wie sie das schaffen, zeigen wir in Teil 1 unserer zweiteiligen Blogreihe zur Arbeitgeberattraktivität im Gastgewerbe.
Recruiting: Originelle Kampagnen für mehr Aufmerksamkeit
Wer Arbeitskräfte sucht, muss die offenen Stellen ausschreiben – das ist selbstverständlich. Heutzutage suchen fast zwei Drittel der Bewerber im Internet nach neuen Jobs [2]. Deswegen veröffentlichen Sie Ihre Anzeigen am besten auf verschiedenen digitalen Kanälen: Online-Jobbörsen, Portale wie LinkedIn und Xing, Social Media wie Instagram und Facebook, oder Stellenanzeigen in den Newslettern von Fachmagazinen. Positionieren Sie Ihre offenen Stellen außerdem gut auffindbar auf Ihrer eigenen Website, falls Interessenten gezielt bei Ihnen danach suchen.
An den meisten dieser Plattformen tummelt sich natürlich auch die Konkurrenz. Deswegen besteht die Kunst darin, dass Sie mit Ihren Ausschreibungen positiv auffallen, sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren und potenziellen Bewerbern im Kopf bleiben. Das erfordert oftmals Kreativität, wie das folgende Beispiel zeigt.
Praxis-Beispiel: Die Suche nach „Agenten mit Talenten“ – Recruiting im Hotel Hochschober
Mit seiner Job-Kampagne im James-Bond-Stil, inklusive passendem YouTube-Video, schaffte es das Hotel Hochschober in Kärnten 2022 mehrfach in die Hotelfachmedien. Bestehende Teammitglieder spielen dabei die Hauptrolle. Im Video präsentieren sie sich mit Sonnenbrille und – je nach ihrem Aufgabengebiet – „mit der Lizenz zum Rühren“, „zum Berühren“, „zum Dekorieren“ oder „zum Servieren“. Die gute Idee und ihre originelle Umsetzung zeigten Wirkung: Einige ehemalige Mitarbeitende wollen wohl zurückkehren und zahlreiche hoch qualifizierte Fachkräfte schickten Initiativbewerbungen. [3] Zur Karriere-Seite des Hotel Hochschober.
Gehalt ist nicht alles: Anreize schaffen mit Mitarbeiterwohnung, Sportangeboten und Co.
Das vergleichsweise niedrige Durchschnittsgehalt im Gastgewerbe [4] gilt als einer der Hauptfaktoren dafür, dass die Branche mit Personalmangel kämpft. Eine faire Bezahlung ist deshalb sehr wichtig, wenn Sie als attraktiver Arbeitgeber herausstechen möchten. Doch das Gehalt ist nicht alles! Bieten Sie neben der standardmäßigen Vergütung besondere Vorteile für Mitarbeitende, punkten Sie am Arbeitsmarkt. Dazu gehört zum Beispiel:
- Wohnungen in der Nähe des Hotels
- kostenfreie Nutzung von hotelinternen Anlagen, wie Fitnessstudio, Wellnessbereich oder Sauna
- vergünstigte Übernachtung im eigenen Haus oder in Partner-Hotels
- Weiterbildungsangebote
- Team-Events
- kostenlose Diensträder
- Tickets für den Nahverkehr
- etc.
Einige Benefits kosten Sie auch überhaupt nichts: Liegt Ihr Hotel in einer besonders schönen Umgebung? Arbeitet Ihr Team beispielsweise jeden Tag mit einer Top-Aussicht auf die Berge oder über die Stadt? Haben Sie ein besonders interessantes Gästeklientel? Zählen Sie all diese Vorteile in Ihren Stellenanzeigen auf. So zeichnen Sie ein Bild davon, was die Bewerber:innen bei Ihnen erwartet und heben sich als Arbeitgeber von anderen ab!
Praxis-Beispiel: „Alles für die Crew“ im Hotel Jungbrunn
Für seine gute Personalstrategie hat das Hotel Jungbrunn in Tirol bereits mehrfach Auszeichnungen erhalten. Die „Jungbrunn Crew“, wie sich die Mitarbeitenden des 4-Sterne-Hotels nennen, besitzt eine eigene Website und Social Media-Auftritte. Hier gibt das Hotel nicht nur Einblicke in die tägliche Arbeit und stellt Teammitglieder vor, sondern präsentiert auch die verschiedenen Benefits für Jungbrunn-Mitarbeitende: Vom nagelneuen Mitarbeiterhaus „Hoamatl 2.0“, über einen kostenlosen Autoverleih für Mitarbeitende bis hin zur Ermäßigung für den Skipass im Winter. Das macht Lust, sich sofort zu bewerben, oder?
Übrigens: Das Hotel Jungbrunn setzt auch hinsichtlich Gästebetreuung auf Innovation und positioniert sich damit gezielt als modernes Unternehmen. In unserer Erfolgsgeschichte lesen Sie, wie das Hotel im Tannheimer Tal mit Hilfe von digitaler Gästemappe, WLAN-Willkommensseite, Hotelzeitung und Infokanal den Gästeservice optimiert und seine Mitarbeitenden entlastet.

Arbeiten im Hotel Jungbrunn bedeutet nicht nur Arbeiten mit einer traumhaften Aussicht. Mit Technologien wie der digitalen Gästemappe positioniert sich das Wellnesshotel als innovatives und digitales Unternehmen.
Employer Branding: Eine starke Marke für attraktive Arbeitgeber
Zusätzlich zu Recruiting-Kampagnen und ansprechenden Stellenbeschreibungen setzen immer mehr Hotelbetriebe insgesamt auf „Employer Branding“. Das heißt, sie schaffen eine Marke, die ihre Unterkunft sowohl öffentlich als auch intern als attraktiven Arbeitgeber zeigt. Wichtig für erfolgreiches Employer Branding: Authentizität und Transparenz. [5]
Zeigen Sie möglichen Bewerber:innen, was Ihre Unterkunft und Ihr Team besonders macht. Wie beschreiben Sie zum Beispiel Ihre Unternehmenskultur? Welche gemeinsamen Werte verbindet Ihr Team? Wie sorgen Sie für eine gute Mitarbeiterkommunikation? Diese Fragen sollte Ihre „Employer Brand“ beantworten. Einige Unternehmen geben der Mitarbeitermarke sogar einen eigenen, passenden Namen, wie unser Praxis-Beispiel zeigt. So geben Sie möglichen Bewerber:innen auf einen Blick einen Eindruck von der Arbeit bei Ihnen. Gleichzeitig stellen sie den vorhandenen Kolleg:innen etwas zur Verfügung, womit sie sich identifizieren können.
Praxis-Beispiel: Das Parkhotel Landau in der Pfalz als „äänzicharDICHer“ Arbeitgeber
Wie viele Unterkünfte hatte auch das Parkhotel Landau lange Schwierigkeiten mit der Besetzung offener Stellen. Deshalb entschied sich die Führung für einen wichtigen Schritt. Zusammen mit dem Team entwickelte sie die Mitarbeitermarke „ÄänzicharDICH“ — also „einzigartig“ im Pfälzer Dialekt. Markenbotschafter inklusive Fotoshooting und passender Kleidung mit dem Logo sind die Hotelmitarbeitenden selbst. Zur „äähnzicharDICH“-Marke gehören außerdem Richtlinien für die Zusammenarbeit. Diese geben den den Teammitgliedern Orientierung und zeigen potenziellen Bewerber:innen, womit sie sich identifizieren sollten. Für Hoteldirektor Oliver Hasert ist das gelungen: „Ich bin [stolz], wenn ich sehe, was wir gemeinsam leisten und wieviel Herzblut alle einbringen.“ [6] Mehr dazu auf der Karriereseite des Parkhotels Landau.
Mit diesen Tipps sind Sie gewappnet für den Kampf um die besten Talente am Arbeitsmarkt. Wie Sie Ihre Mitarbeitenden auch langfristig halten, erfahren Sie in Teil 2 unseres Blogbeitrags!
[1] fvw TravelTalk, Fachkräftemangel im Gastgewerbe verschärft sich: https://www.fvw.de/touristik/vertrieb/abwanderung-in-andere-branchen-fachkraeftemangel-im-gastgewerbe-verschaerft-sich-220376
[2] StepStone Recruiting Insights – Kandidaten im Fokus, 2017: https://www.stepstone.de/Ueber-StepStone/wp-content/uploads/2017/09/StepStone_Kandidaten-im-Fokus.pdf
[3] Falstaff.at, „Agenten mit Talenten“: originelles Recruiting-Video zeigt Wirkung: https://www.falstaff.at/nd/agenten-mit-talenten-originelles-recruiting-video-zeigt-wirkung/
[4] Durchschnittliche Bruttomonatsverdienste vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmer (ohne Sonderzahlungen) nach Wirtschaftsbereichen im 4. Quartal 2021, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1789/umfrage/durchschnittseinkommen-in-deutschland-nach-branchen/
[5] Hotelcareer Blog, Employer Branding im Gastgewerbe: https://www.hotelcareer.de/blog/employer-branding-im-gastgewerbe/
[6] TOP 250 inside – Das Magazin für die deutsche Tagungshotellerie, Mitarbeitermarke „ÄänzicharDICH”, S. 9: https://www.top250tagungshotels.de/content/show_inside/Inside_Ausgabe_2022_1
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