Das Metaverse – kaum ein Buzzword fällt derzeit öfter, wenn es um zukunftsweisende Technologien geht. Der Branchenverband Bitkom hat deshalb kürzlich ein Dokument veröffentlicht, das die Bedeutung dieser Technologie für die Wirtschaft und Gesellschaft zusammenfasst: den „Wegweiser in das Metaverse“. Demnach bringt die virtuelle Welt auch neue Chancen und Geschäftsmodelle für die Hotellerie. Aber was bedeutet das für Gastgeber:innen heute? Wir klären die wichtigsten Fragen rund um das Metaverse und ordnen ein, welche Rolle Virtual Reality in der Hotellerie aktuell schon spielt.
Die Inhalte in Kürze:
- Das Metaverse – Was ist das?
- Wieso ist das Thema Metaverse gerade so aktuell?
- Welche Chancen bieten sich für Hotels im Metaverse?
- Gibt es schon virtuelle Hotels im Metaverse?
- Metaverse: Vergänglicher Hype oder unumgängliche Technologie für die Hotellerie der Zukunft?
Das Metaverse – Was ist das?
Das Metaverse, oder auch „Metaversum“, ist eine virtuelle Welt, die die Realität erweitern soll. Bitkom und anderen Digital-Experten zufolge verkörpert es die nächste Entwicklungsstufe des Internets. Sprechen wir also heute meist vom „Web 2.0“, in dem Nutzer:innen sich z.B. in sozialen Netzwerken austauschen, zählt das Metaverse bereits zum „Web 3.0“. [1]
Und was macht diese nächste Stufe aus? Im Zuge der Entwicklung tauschen die Internetnutzer:innen das Computer-, Tablet- oder Smartphone-Display gegen eine VR-Brille. Diese ermöglicht ihnen, dass sie sowohl optisch, als auch akustisch in einen virtuellen, dreidimensionalen Raum eintauchen. Innerhalb des Metaverse nehmen die Nutzer:innen die Gestalt eines individuellen Avatars an. Er kann sich frei bewegen und interagiert mit den virtuellen Gegenständen oder anderen Avataren im Raum.
Wieso ist das Thema Metaverse gerade so aktuell?
Es gibt mehrere Gründe dafür, dass das virtuelle Internet gerade so viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erhält: Zum einen ist die Technik – also z. B. VR-Brillen – inzwischen ausreichend erprobt. Aber auch der rechtliche Rahmen, z.B. für Kryptowährungen und andere digitale Wertgegenstände, ist seit einiger Zeit geklärt. [1] Andererseits hoffen viele Konzerne darauf, im virtuellen Raum irgendwann viel Geld zu verdienen. So hat sich beispielsweise auch der Facebook-Konzern vorbereitend im Oktober 2021 in „Meta“ umbenannt. Der Social-Media-Riese sieht hier viel Potential und investiert aktuell viel in neue Technologien. [2] Es steht dem Metaverse also nichts mehr im Wege!
Vor allem aber sind die Menschen bereit für das Metaverse. Bitkom beschreibt, dass für die neuen Generationen Z und Alpha „die virtuelle Welt seit Jahren Bestandteil ihrer Identität“ sei. [1] Zudem hat die Corona-Pandemie der Digitalisierung in vielen Bereichen einen großen Schub verpasst. Videokonferenzen und Online-Meetings sind schnell zur Normalität geworden. Während man also virtuelle Meetings mit 3D-Avataren vor einigen Jahren noch in Science-Fiction-Filmen verordnet hätte, wirkt das Arbeiten im Metaverse heute nicht mehr allzu abwegig.
Online-Meetings mit Video und Ton gehören für die meisten Menschen längst zum Alltag. Das Metaverse könnte dafür sorgen, dass virtuelle Meetings sich zukünftig noch deutlich realer anfühlen.
Welche Chancen bieten sich für Hotels im Metaverse?
Die Rolle des virtuellen Hotels in der Guest Journey
Eines, wofür die Menschen das Metaverse zukünftig nutzen könnten, ist laut Bitkom das hybride Shopping. Im Falle der Hotellerie könnte das heißen: Bevor Reisende ein Zimmer buchen, besuchen sie im Metaverse sein digitales Abbild. Sie wandern virtuell durch die realitätsgetreue Hotellobby, das Restaurant und das Fitnessstudio und machen sich so ein Bild davon, was sie erwartet. Das intensiviert die Auswahl- und Buchungsphase und vermeidet zudem die Enttäuschung, weil die Unterkunft dann doch anders aussah als in der eigenen Vorstellung.
Darüber hinaus bieten sich virtuelle Hotels als Ort zum Kennenlernen an. In diesem Fall dient das Hotel im Metaverse als digitale Erlebniswelt, wo sich Menschen zum Beispiel noch vor ihrer gemeinsamen Reise virtuell treffen und diese planen. Hotels könnten so nicht nur an den realen Buchungen verdienen, sondern möglicherweise auch Einnahmen für Services direkt in der digitalen Welt verbuchen. [1]
Meetings und Events: „Wir treffen uns im Metaverse!“
Geschäftliche Meetings trotz räumlicher Entfernung: Das gehört dank Software für Video-Calls schon lange zum Alltag vieler Menschen – sowohl im beruflichen Kontext, als auch privat. Doch in diesem Punkt sind sich die meisten wohl einig: Online-Meetings können persönliche Treffen nicht zu 100 Prozent ersetzen. Das Metaverse könnte virtuelle Meetings jetzt jedoch auf ein neues Level heben.
In virtuellen Business-Meetings, Fachkonferenzen, Schulungen, aber auch Freizeit-Veranstaltungen wie Konzerten oder Kochkursen würden sich die Menschen dann miteinander austauschen. Im dreidimensionalen Raum nehmen die Teilnehmenden dabei auch die Atmosphäre und Stimmung eines Ortes wahr, sehen sich um und interagieren virtuell mit anderen Personen. Und das, obwohl sie physisch gesehen weit voneinander entfernt zu Hause sitzen. Genau wie Tagungs- und Businesshotels in der realen Welt, könnten dafür auch im Metaverse Hotels als Veranstaltungsorte fungieren. [1] Das zeigt auch das Beispiel des Madrid Marriott Auditorium Hotel weiter unten.
Neue Hotelkonzepte entwickeln: Erst virtuell, dann real
Eine weitere Chance sieht der Verband Bitkom in der Konzeptentwicklung für Hotels oder Restaurants. So könnte der virtuelle Raum zum Kreativzentrum werden, in dem sich zum Beispiel Investoren, Mitarbeitende, Stammgäste usw. treffen und gemeinsam neue Hotelkonzepte entwickeln. [1] Die Beteiligung der verschiedenen Interessensgruppen am Entstehungsprozess wird damit einfacher. Es wäre so vielleicht möglich, dass Firmen ein neues Hotel erst virtuell „bauen“ und von verschiedenen Gästen im Metaverse testen lassen, bevor sie das finale Modell schließlich in die Realität übertragen.
Gibt es schon virtuelle Hotels im Metaverse?
Ein paar Vorreiter in der Branche haben bereits den Fuß auf virtuellen Boden gesetzt und Erfahrungen im Metaverse gesammelt. Wir stellen Ihnen drei unterschiedliche Projekte vor:
The Chedi Andermatt: Hotel im Metaverse ansehen und buchen
Das Schweizer Luxushotel The Chedi Andermatt versteht sich selbst als „digitaler Trendsetter“. Seit 2021 akzeptiert das Hotel zwei verschiedene Kryptowährungen als Zahlungsmethode. Im Juli 2022 folgte der nächste Schritt: Einen Monat lang konnten Reisende einen virtuellen Showroom besuchen und das Hotel dabei direkt im Metaverse buchen. Das Fünf-Sterne-Hotel arbeitete hierfür mit Worldline zusammen, einem Zahlungsdienstleister und ebenfalls Pionier im Metaverse. [3]
Marriott: Der virtuelle Zwilling als Veranstaltungsort
Die Hotelkette Marriott geht noch weiter: Das Madrid Marriott Auditorium Hotel hat seit Mai 2022 einen digitalen Zwilling im Metaverse – inklusive Konferenzzentrum. Ohne dass sie die eigenen vier Wände verlassen, checken Gäste dort in das Hotel ein und nehmen virtuell an Veranstaltungen teil. Statt z. B. per Videokonferenz Fachvorträge einfach nur am Bildschirm zu verfolgen, betreten die Teilnehmenden hier mit ihren Avataren das dreidimensionale Auditorium. Sie treffen andere Besucher:innen in den Räumen des Konferenzzentrums und sprechen mit diesen – genau so, als wären sie wirklich vor Ort.
Laut der Technologie-Firma RendezVerse, die den virtuellen Marriott-Zwilling ermöglichte, ist 3D der nächst logische Schritt. Der CEO erwartet, dass bis Ende 2023 eintausend Hotels dem Beispiel von Marriott folgen werden. [4]
Das virtuelle Madrid Marriott Auditorium Hotel & Conference Center ist eines der ersten Hotels im Metaverse.
Oetker Collection: Spielerisch verschiedene Hotels entdecken
Eine andere Hotelgruppe setzt in Sachen Metaverse auf Zusammenarbeit mit der Gaming-Branche. Gemeinsam mit dem mobilen Fashion-Spiel „Drest“ bietet die Oetker Collection ein virtuelles Erlebnis an. Die Spieler:innen reisen hier digital von einem Oetker-Collection-Hotel zum nächsten und erstellen modische Outfits passend zum Look des jeweiligen Hauses. Die Reise startet beispielsweise bei einem Abbild des Hotel Le Bristol in Paris, geht dann weiter an die Küste Südfrankreichs zum Hotel du Cap-Eden-Roc und umfasst noch weitere Oetker-Standorte in Frankreich und England. So entdecken die Teilnehmenden spielerisch die verschiedenen Häuser und ihre Standorte. [5]
Metaverse: Vergänglicher Hype oder unumgängliche Technologie für die Hotellerie der Zukunft?
Doch was heißt das alles nun für Gastgeber:innen, die bisher noch kaum Berührungspunkte mit dem Metaverse hatten? Sollten sie gleich auf den Metaverse-Zug aufspringen oder lieber erst einmal abwarten? Drei Tipps für den Umgang mit dem Thema:
- Bei den Erwartungen der Gäste beginnen: Gastgeber:innen, die ihre Unterkunft als modernen und innovativen Betrieb präsentieren möchten, sollten zunächst sicherstellen, dass sie die „Basics“ der Digitalisierung schon erfüllen. Dazu gehören beispielsweise eine digitale Gästemappe, eine gute Website mit Möglichkeit zur Direktbuchung und digital Signage in der Unterkunft. Dass diese Elemente gut ankommen und sogar explizit erwünscht sind, zeigt sich immer wieder in Studien zu den Erwartungen von Hotelgästen.
- Schritt für Schritt digitaler werden und Prozesse verbessern: Damit auch innerhalb des Teams alles glattläuft, sollten Hoteliers prüfen, welche Standard-Aufgaben sie automatisieren und welche Abläufe sie so optimieren können. Ein Tool für digitales Aufgabenmanagement schafft dabei Abhilfe: In diesem Beitrag haben wir bereits gezeigt, wie das Hotelboard Mitarbeitenden Aufgaben abnimmt und sie im Arbeitsalltag entlastet.
- Der Digitalisierung gegenüber aufgeschlossen sein: Abschließend sollten sich Gastgeber:innen immer wieder über die aktuellen Trends in der Hotellerie informieren und bezüglich technologischen Entwicklungen up to date bleiben. Eine hilfreiche Quelle für Trends und Neuigkeiten aus der Hotellerie ist z. B. der Gastfreund-Blog. Mit Bitkoms Worten: „Jedes Unternehmen mit Bezug zur Digitalisierung [sollte] einen kritisch offenen Blick auf diese Entwicklung werfen.“ [1] Hoteliers sollten also weiterhin beobachten, wie sich das Metaverse entwickelt und kreativen Anwendungsideen gegenüber offen sein. Denn das ist möglicherweise die Gelegenheit, eine Pionierrolle einzunehmen und der Konkurrenz einen großen Schritt voraus zu sein.
Es muss nicht gleich das Metaverse sein. Machen Sie mit Ihrer Unterkunft den ersten Schritt und starten digital durch! Wir helfen Ihnen dabei.
Quellen:
[1] Bitkom e. V., Wegweiser in das Metaverse, 2022: https://www.bitkom.org/Bitkom/Publikationen/Wegweiser-Metaverse
[2] Tagesschau.de vom 28.10.2021: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/facebock-umbennung-meta-101.html
[3] The Chedi Andermatt Pressemitteilung, Juli 2022, „The Chedi Andermatt enters the Metaverse with Worldline”: https://d1pe873sdaunfo.cloudfront.net/thechediandermatt.com-226783510/cms/pressroom/072022_metaverse.pdf
[4] RollingPin.at, Marriott eröffnet virtuelles Hotel im Metaverse, 24. Mai 2022: https://www.rollingpin.at/news/marriott-eroeffnet-virtuelles-hotel-im-metaverse
[5] Tageskarte.io, Oetker Collection geht mit Fashion-Spiel „Drest“ ins Metaverse, 12. Juli 2022: https://www.tageskarte.io/hotellerie/detail/oetker-collection-geht-mit-fashion-spiel-drest-ins-metaverse.html